Fachtag „Resilienz statt Resignation: Wie können wir mit Medienbildung Krisen begegnen?“
Im September findet in Leipzig ein Fachtag zur „Digitalen Resilienz“ statt. Er richtet sich an Praktiker*innen der politischen Bildung, der Erwachsenen- und Medienbildung und an Multiplikator*innen der schulischen und außerschulischen Bildung.
Thema:
In einer chaotischen Welt das eigene Wohlbefinden stärken, mediale Strukturen durchblicken und mitgestalten und zugleich die eigene Balance in der Mediennutzung finden: Was heißt es, digitale Resilienz als Schlüsselkompetenz zu verstehen und dabei nicht zu resignieren, sondern Lösungen zu entwickeln und handlungsfähig zu bleiben?
Diese Fragen werden interdisziplinär aus der Sicht der digitalen Resilienzpädagogik, transformativen Bildung und politischen Medienbildung bearbeitet, um durch verschiedene Perspektiven in die Reflexion zu kommen und konkrete Handlungsoptionen zu diskutieren.
Freuen Sie sich zudem auf eine Keynote von Nele Hirsch, Bildungswissenschaftlerin vom eBildungslabor, vielfältige Workshops und Raum für Austausch und zum Netzwerken.
Programm:
09:00 Uhr Begrüßung
09:30 Uhr „Digitale Resilienz“: Keynote von Nele Hirsch vom eBildungslabor
10:45-12:30 Uhr Workshopphase 1
12:30-13:30 Uhr Mittagspause und Live-Radio (von Radio Blau)
13:30-14:00 Uhr Share und Care
14:00-15:45 Uhr Workshopphase 2
15:45-17:00 Uhr Netzwerk-Phase und Abschluss
Workshops:
Stark gegen Social-Media-Stress – Wie man als pädagogische Fachkraft einen gesunden Umgang mit Social Media fördern kann (Marie-Therese Stedry, Waldspatz-Medien)
Das Thema „Medien & Mentale Gesundheit“ ist in den letzten Jahren immer stärker in den Fokus gerückt. Nicht nur aufgrund der krisengeprägten Zeiten, in denen wir aktuell leben, sondern auch weil wir immer mehr spüren (und es mittlerweile sogar diverse Studien gibt, die belegen), dass die ständige Verfügbarkeit von Medien mit all den Reizen und Informationen auch ihre Schattenseiten hat. Gerade Kinder und Jugendliche bewegen sich viel in sozialen Medien und verbringen dort einen großen Teil ihrer Freizeit. Und wen wundert das? Schließlich bieten die Plattformen vielfältige Möglichkeiten, um individuelle Bedürfnisse zu befriedigen und Entwicklungsaufgaben zu bearbeiten. Auch deswegen ist es für uns als pädagogische Fachkräfte wichtig, das Thema „Medien & Mentale Gesundheit“ aufzugreifen und ernst zu nehmen. Aus diesem Grund möchte Marie-Therese Stedry von Waldspatz-Medien Ihnen gern dabei helfen und Anregungen liefern, wie Sie einen gesunden und reflektierten Umgang mit Medien sowohl bei sich selbst als auch bei Ihren Schützlingen fördern können.
Alles nach Plan: Verschwörungen als digitale Krisen-Märchen (Julian Kasten, Medienzirkus)
Seit Corona, Trump und dem russischen Angriffskrieg wissen wir: Verschwörungserzählungen sind Teil von Politik und digital-medialen Diskursen. Diese reichen weit hinein in die Klassenzimmer und Jugendkulturen. Das Thema berührt daher auch die Phänomene „Hassrede“ und „Fake News“ und übt eine starke Faszination auf Jugendliche aus. Die Inhalte werden schnell geteilt, vermitteln das Gefühl von Selbstwirksamkeit und scheinbare Orientierung in einer komplexen Welt. Was ist daran problematisch? Wie können wir online und offline mit Verschwörungserzählungen umgehen? Die Teilnehmenden erwerben einen Überblick über Bausteine und Zusammenhänge und lernen dabei didaktische Mittel und Konzepte kennen, um das Thema in ihren Kontexten zu behandeln.
Umgang mit Schönheitsidealen und Selbstdarstellung im Netz (Arbeitstitel) (Ariane Lösch/Datenhut e.V. und Feministische Bibliothek MONAliesA sowie Georg Uhrlandt/Landesfilmdienst Sachsen)
Schönheit, Optimierung und Geschlechterstereotype in Social Media sind allgegenwärtig. Um Influencer*innen und Beautyfilter kommt niemand mehr herum. Erwachsene blicken wohl zurecht besorgt auf das Marketing der Werbekörper, die realitätsferne Darstellung des perfekten Lebens und den scheinbaren Online-Genderbacklash. Studien zeigen: Alle Jugendlichen spüren großen Druck, dem Instagram-Ideal zu entsprechen, Mädchen und junge Frauen sind jedoch stärker von den Folgen betroffen. Doch es gibt sie noch, die bodypositiven Vorbilder, die Feminist*innen und die antisexistischen Accounts. Und nicht zuletzt wissen wir, dass Selbstdarstellung im Netz für Jugendliche nicht nur für die Anerkennung wichtig ist, sie dient auch der Identitätsbildung. Wie können wir Kinder und Jugendliche bei ihrem Social Media-Konsum begleiten und sexistische Narrative hinterfragen? Gibt es ein Konsumieren nach #thatgirl #proteinshake #hustle? Und hat das auch was „mit uns“, also den pädagogischen Fachkräften zu tun?
Social-Media-Utopie: Besser kommunizieren mit digitaler Mündigkeit und dem Fediverse (Lena Simon)
Hass, Häme und Lügen sind bitterer Alltag in den Sozialen Medien. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Hauptziel kommerzieller Plattformen im Profit liegt und nicht darin, einen guten Rahmen für Kommunikation zu schaffen. Aber muss das so sein? Wenn wir Social Media so gestalten, dass es uns nicht entmündigt und uns Mitbestimmung einräumt, könnte das auch anders laufen. Eine Utopie? Nicht wirklich. Denn im Fediverse wird genau das gerade Realität. Doch weshalb sind dann nicht schon alle dort? Weil Freiheit und Verantwortung auch anstrengend sind und wir uns schon viel zu sehr daran gewöhnt haben, dass man uns den Weg weist, und wir fraglos folgen. Damit wir die Möglichkeiten des Fediverse ausnutzen und gemeinsam einen neuen Kommunikationsraum gestalten können, braucht es digitale Mündigkeit. Diese müssen wir erst mal wieder erlernen.
Im Workshop werden Digitale Mündigkeit und das Fediverse vorgestellt. Gemeinsam erarbeiten wir, wie wir besser kommunizieren können.
Stress und Entspannung mit Medien – Konzepte und Ideen für die pädagogische Praxis mit der Plattform MedienUniversum (Katy Gillner, Medienzentrum Greifswald)
Kinder und Jugendliche sind nicht nur von Stress betroffen, sondern auch von den Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt. Neben Leistungsdruck und Konflikten können auch Medien Stressoren sein. In unserem Workshop gehen wir auf die verschiedenen Ursachen und gesundheitlichen Auswirkungen von Medienstress ein und beleuchten ihre Bedeutung für den Bildungsprozess. Wir stellen konkrete Methoden und Materialien der Online-Plattform MedienUniversum vor, um junge Menschen für die Stressfaktoren des digitalen Alltags zu sensibilisieren. Zudem vermitteln wir Bewältigungsstrategien und Entspannungstechniken, die sowohl das seelische als auch das körperliche Wohlbefinden fördern. Ziel des Workshops ist es, ein gesundes Stressbewusstsein zu entwickeln und Heranwachsenden dabei zu helfen, eine ausgewogene Beziehung zu Medien aufzubauen, die sowohl Stressreduktion als auch Entspannung ermöglicht.
Resilienz-Rituale für Gruppen: Niederschwellig, positiv und motivierend (Meike Kocholl, Gründerin von Resilyou)
In diesem Workshop erhalten Sie wertvolle Einblicke in Übungen, Methoden und innovative Ansätze, um das Thema Resilienz praktisch und effektiv in den Unterricht oder ähnliche (Kleingruppen)-Kontexte zu integrieren. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Interventionen, die positive Emotionen fördern, da diese gemäß der Positiven Psychologie wie Dünger für die Resilienz wirken und gleichzeitig eine angenehme und motivierende Lernatmosphäre in Ihren Gruppen schaffen. Im Rahmen des Workshops werden Ihnen unter anderem die App Resilyou, sowie dazu gehörende physische Workbooks für Gruppen vorgestellt. Wir sind davon überzeugt, dass das Training von Resilienz am besten funktioniert, wenn Menschen sich zusammenschließen und sich Räume für Verletzlichkeit öffnen. Wie genau dies in Ihrem jeweiligen Arbeitsumfeld möglich ist, dass wollen wir gemeinsam diskutieren und brainstormen.
Veranstaltet wird der Fachtag von der Koordinierungsstelle Medienbildung Sachsen und des Netzwerks Medienpädagogik Sachsen in Kooperation mit der vhs Leipzig, der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung und dem Landesfilmdienst Sachsen.
Anmeldung und weitere Informationen (Website der VHS Leipzig)